Greußen (Thüringen) – Drei Arzthelferinnen, aber kein Arzt. Doch diese Praxismitarbeiterinnen hatten das passende Rezept: Sie gingen selbst auf die Suche nach einem neuen Chef – und hatten Erfolg.
Im Juni erkrankte die langjährige Chefin von Cindy Bassel (45), Sindy Hafermalz (41) und Franziska Steinacker (42) schwer. Die Landarztpraxis in Greußen (Thüringen) musste sofort schließen. Die drei Arzthelferinnen nahmen ihr Glück daraufhin selbst in die Hand und suchten einen neuen Arzt. Seit dem 6. August können die Patienten wiederkommen: Denn Dr. Gamal Mansour (62) hat die Praxis übernommen.
Auch mit diesem Schild an der Praxis in Greußen suchten die Arzthelferinnen nach einem neuen Chef
„Ich habe zuvor am KMG-Klinikum in Sondershausen als Oberarzt gearbeitet“, erzählt der Kardiologe, der seit 1986 in Deutschland lebt und seit 1996 als Arzt praktiziert – bisher immer als Angestellter. „Ich habe hier mein Abitur gemacht und Medizin in Münster studiert.“
Dr. Gamal Mansour fühlt sich in Thüringen wohl, will jetzt seine Frau und seine sechs Kinder aus Essen (NRW) nachholen
Vom Hilferuf der Arzthelferinnen aus Greußen (5544 Einwohner) habe er von einer Krankenschwester in Sondershausen erfahren. „Die ist mit uns befreundet und fand Dr. Mansour toll“, erzählt Franziska Steinacker gegenüber BILD. „Wir haben dann die Handynummer weitergeleitet und der Kontakt kam schnell zustande.“
Die Hausarztpraxis liegt direkt am Markt in Greußen – pro Quartal werden hier 1800 Patienten medizinisch versorgt
Nach Praxisbesichtigung sofort Ja gesagt
Der Mediziner besichtigte Mitte Juni die leere Praxis zum ersten Mal und kam gleich ins Schwärmen: „Wunderbar eingerichtet, modern und das Team erfahren, eingespielt und unschlagbar“, so Dr. Gamal Mansour heute. „Da habe ich sofort Ja gesagt.“
Für die 1800 Patienten, die im Quartal behandelt werden, ist das ein echtes Happy End: Sie können nun weiter medizinisch versorgt werden. „Wir nehmen auch neue Patienten auf, denn ein weiterer hiesiger Hausarzt schließt in Kürze“, so Franziska Steinacker.
Neuer Landarzt will mit Familie nach Thüringen ziehen
Doch die Suche nach einem Arzt gestaltete sich schwieriger, als es im Nachhinein klingt: Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen lockte mit einer Förderung von 60.000 Euro, auch die Budgetbeschränkung werde aufgehoben. „Doch das alles zündete nicht, schließlich war Dr. Mansour der einzige mit konkreten Übernahmeabsichten“, erinnern sich die drei Arzthelferinnen.
Einziger Makel: Seine Familie mit sechs Kindern wohnt noch mehr als 300 Kilometer entfernt in Essen (NRW). „Ich fahre jedes Wochenende hin. Doch ich plane schon fest, gemeinsam mit meiner Familie in die Nähe von Erfurt zu ziehen“, sagt der Landarzt-Praxis-Retter von Greußen.
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